Interview mit Motoren Ritterbecks

Ritterbecks

Das Feingefühl für Mechanik liegt in der Familie Ritterbecks aus Heinsberg. 1978 gründete sie die Firma Motoren Ritterbecks als traditionellen Handwerksbetrieb. Heute haben sich Dieter Ritterbecks und sein Team auf Motoren- und Getriebeinstandsetzung spezialisiert.

Außerdem ist Motoren Ritterbecks bekannt für die Instandsetzung von Oldtimern. Mehr als die Hälfte der Kundschaft sucht ihn wegen Fragen zu historischen Fahrzeugen auf. Inhaber Dieter Ritterbecks ist 52 Jahre alt, Kfz-Mechaniker-Meister, Lotus-Liebhaber und Fan des Motorsports.

Im Trotec-Interview spricht er über den besonderen Umgang mit den historischen Schätzchen, über die Sensibilisierung der Oldtimer-Halter und den Einsatz technischer Geräte in seiner Werkstatt. Für ihn gehören Wärmebildkameras, Pyrometer und Videoskope von Trotec zu seinem Handwerk dazu.

Woher kommt Ihre Liebe zu den Oldtimern?

Ich denke, ein Großteil ist mir von meinen Vorfahren in die Wiege gelegt worden. Es ist die Faszination an der Technik in Verbindung mit der Form. Heute ist mir alles zu uniform. Vor 30, 40 oder auch vor 50 Jahren waren die Autos noch sehr individuell konstruiert. Ich mag Autos, an denen ich eine Perspektive sehe. Die springt mich regelrecht an. Heute spricht man in unserem Berufsstand eher von Mechatroniker, weil eigentlich der Aufwand an der Elektronik mindestens so groß geworden ist wie der an der Mechanik. Ein Auto besteht zwar immer noch aus einem komponenten Motor, Getriebe, Fahrwerk, Karosserie, Lenkung und so weiter. Aber es wird anders gemanagt. Früher wurde es mechanisch oder auch von Hand bedient. Oder es war technisch faktisch nicht möglich.

Das bedeutet, Sie sind ein Fan der Mechanik?

Ja, auf jeden Fall. Ich würde immer eine mechanische Uhr nehmen und keine elektronische. Bei einem Auto ist das ähnlich. Heute ist ein Wust an Elektronik da, der die Technik im Grunde ein bisschen in den Hintergrund schiebt. Die Elektronik kann natürlich viel mehr bewerkstelligen als die Technik in der Lage ist. Aber die Mechanik ist klar strukturiert und aufgebaut.

Welche ist die wichtigste Aufgabe, die ein Oldtimer-Besitzer für sein Fahrzeug übernimmt?

Wichtig ist, dass sich der Besitzer eines Oldtimers darüber im Klaren ist, dass er Quantensprünge in seinem Anforderungsdenken ans Fahrzeug zurückmachen muss. Früher gab es noch Fahrzeuge, die alle 5.000 Kilometer zum Ölwechsel mussten. Da mussten in relativ kurzen Intervallen immer bestimmte Wartungsarbeiten durchgeführt werden. Was das betrifft, sind wir heute verwöhnt. Wir haben viele Dinge, die sich automatisch regulieren – wo Sensoren und Aktoren arbeiten und kaum eine Werkstatt vonnöten ist. Es gibt beispielsweise  besonders langlebige Öle, die 50.000 oder auch 60.000 Kilometer durchhalten. Oder auch Zündkerzen, die 100.000 Kilometer überstehen. Wer in einen Oldtimer steigt, muss sich mit dem Auto auseinander setzen und verinnerlichen, wie er mit dem Fahrzeug umgehen muss. Denken wir weiter zurück: Früher gab es Fahrzeuge für die elitäre Schicht, zu denen ein Fahrer dazugehörte, der gleichzeitig auch der Mechaniker war. Der musste das Fahrzeug auch während der Fahrt in Ordnung halten. Das bedeutet, er musste während der Fahrt das Fahrzeug mit einer Zentralschmierung regelmäßig abschmieren. Das wäre heute undenkbar. Wenn heute alles manuell erledigt werden müsste, was mittlerweile elektronisch geregelt ist, käme man nicht mehr zum Autofahren.

Für Oldtimer-Besitzer gilt also, mehr Sorgfalt und eigene Obacht in das Fahrzeug zu stecken. Die Wartung ist viel aufwendiger und muss viel häufiger passieren. Jede Ausfahrt bedeutet, dass alles noch einmal durchgecheckt werden muss – ob der Reifendruck oder auch der Ölstand noch in Ordnung ist. Es gibt keinen Sensor, der dies anzeigt.

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Was tun Sie in Ihrer Werkstatt, um diese Obacht zu unterstützen?

Unsere Kunden sind teilweise „Mehrfachtäter“ beziehungsweise „Langzeittäter“, die bereits Oldtimer hatten, als ich noch gar nicht auf der Welt war. Denen muss man eigentlich nichts mehr erklären. Die sind so im Thema drin, dass eher sie es sind, die erklären, wie ich bei einem bestimmten Modell vorgehen muss. Bei Neueinsteigern wird es interessant. Da ist unsere größte Aufgabe das Sensibilisieren. Wenn jemand einen Rembrandt erbt und sich diesen in den Wintergarten hängt, schlägt ein Kunsthistoriker die Hände über dem Kopf zusammen. Schließlich wird das Bild durch Sonneneinstrahlung und ein unpassendes Klima extrem geschädigt. Der neue Besitzer des Bildes muss dafür sensibilisiert werden. Und so ist es auch bei Haltern von Oldtimern. Sie müssen wissen, was bei dem Fahrzeug zu tun ist. Es gibt Situationen, vor allem bei Cabriolets, bei denen Feuchtigkeit eindringt. Davor muss der Halter sein Fahrzeug bewahren. Außerdem wird er, wenn er mit einem Oldtimer fährt, von Geräuschen überschüttet, die er nie zuvor gehört hat. Auch diese Geräusche muss er einschätzen können. All diese Dinge sprechen wir mit den Besitzern von Oldtimern ab. Außerdem erstellen wir Wartungspläne, mit denen genau festgelegt wird, wann welche Inspektion ansteht. Und die sind sehr individuell. Die Art der Arbeiten hängt wiederum von dem Fahrzeug ab und wie es genutzt wird. Wenn ein Auto viel steht, müssen wir mehr konservieren und über Feuchtigkeit nachdenken, die ansetzen kann. Bei Leuten, die viel fahren, geht es an die Protektion. Da müssen beispielsweise häufig Ölwechsel vorgenommen werden.

Wie unterstützt Sie die Technik von Trotec bei diesen Arbeiten? 

Mit den Geräten von Trotec werden zwei Aufgaben erfüllt: Konservierung und Schadenserkennung. Für die Konservierung setzen wir Luftentfeuchter ein, und das sollten die Oldtimer-Besitzer auch tun. Gerade wenn das Auto einmal in den Regen gekommen ist, und es dann in die Garage gestellt wird, sind Luftentfeuchter einzusetzen, bevor Nässe oder Feuchtigkeit Schaden anrichtet. In der Garage muss ein Klima mit einer geringen Luftfeuchtigkeit hergestellt werden, damit eine schnelle Trocknung gewährleistet werden kann, damit eine Oxidation keine Chance hat. Bei der Schadenserkennung beziehungsweise Problemfindung hingegen benötigen wir Instrumente, die uns helfen, Informationen zu erhalten, an die wir durch reine Sichtung nicht kommen. Das wären zum einen die Wärmebildkameras und die Pyrometer, mit denen wir die Temperaturentwicklung beobachten, die vom Motor oder von der Kühlung ausgeht, zum anderen setzen wir auf endoskopische Instrumente, wenn es darum geht, das Material in Hohlräumen und versteckten Winkeln auf Korrosion und Versiegelungslücken hin zu überprüfen.

Wie funktioniert die Problemfindung mittels Wärmebildkamera und Pyrometer?

Beide Geräte – der Pyrometer und die Wärmebildkamera – gehören für mich im Grunde zusammen. Hat ein Kunde beispielsweise das Gefühl, der Innenraum seines Fahrzeugs heizt sich zu sehr auf, müssen wir herausfinden, wo sich die Quelle der gefühlten Hitze befindet. Mit der Wärmebildkamera IC080LV von Trotec oder auch mit dem Wärmebild-Tablet AC080V können wir ein Wärmebild anfertigen und so erfahren, wo die Wärme eigentlich herkommt und wo die heißeste Stelle liegt. Und diese kann ich dann dank des Pyrometers millimetergenau eingrenzen. Für diese punktgenaue Temperaturmessung eignet sich der Pyrometer TP7 von Trotec. Wenn wir in einem bestimmten Bereich eine hohe Temperatur vermuten, können wir mit diesem Gerät genau bestimmen, wo dieser Temperaturanstieg passiert. Zur Orientierung gibt es einen Laserstrahl, der auf der Oberfläche anzeigt, wo gemessen wird. An diesem Punkt wird die exakte Oberflächentemperatur angezeigt. Das wäre beispielsweise an der Auspuffanlage oder auch in bestimmten Bereichen des Kühlsystems, an einem Heizungsschlauch oder an einer Stelle zwischen Motor und Innenraum, an der die Isolierung fehlt. Oder auch im Ölsystem haben wir öfters mit zu hohen Temperaturen zu kämpfen. Wenn ich genau lokalisiert habe, wo  sich die heißeste Stelle befindet, und ich ja weiß, was dort passiert, kann ich mir Gedanken machen, warum das so ist und entsprechend Abhilfe schaffen.

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Wann kommt ein Videoskop zum Einsatz?

Mit dem Videoskop BO21 kann ich in Hohlräume blicken, wo ich mit dem bloßen Auge nicht hinschauen könnte. Es gibt beispielsweise Hohlräume in Holmen oder auch bei mehrfach gefalteten Blechen, wo gerade bei Oldtimern keine Konservierung vom Werk aus stattgefunden hat. Da passiert schnell Rostfraß – das Schreckgespenst eines jeden Oldtimer-Fahrers. Wir kontrollieren die Hohlräume, und wenn wir sehen, dass dort eine Konservierung stattgefunden hat, dann ist alles gut. Ist sie nicht da oder ist es gar soweit, dass schadhafte Stellen zu erkennen sind, dann können wir sofort eingreifen und so verhindern, dass der Schaden noch größer wird. Das Auto ist im Grunde wie ein Gerippe: Unter dem Blechkleid befindet sich ein Skelett aus gefalteten und geformten Blechen, in denen natürlich Hohlräume entstehen. Durch diese Konstruktion ergibt sich die Stabilität, aber auch das Problem, dass wir nicht überall hinkommen, um zu sehen, ob alle Stellen in Ordnung sind. Dafür ist ein Videoskop genial. Das ist im Grunde eine Verlängerung meines Auges, mit dem ich um die Ecke blicken kann. Das Videoskop wird aber auch bei der Technik benutzt, wenn ich ein Problem in einem technischen Bauteil vermute. Denn dort haben wir die gleichen Bedingungen: Wir haben ein Gehäuse, und wir haben ein Innenleben. Aber ich möchte nicht den ganzen Motor zerlegen, nur um zu erfahren, was dort ist. Gerade wenn ein Kunde im Vorfeld einer Reparatur wissen möchte, welche Arbeiten anstehen, ist das hilfreich. Ich kann mit dem Videoskop in den Motor schauen und in der Regel genau sagen, ob sich dort ein größerer Schaden befindet und damit ergibt sich der Reparaturaufwand. Ich kann so dem Kunden genau den Reparaturbedarf erklären und veranschaulichen. Das sorgt natürlich für Vertrauen. Denn der Kunde weiß, dass er den Schaden selber gesehen hat.

Wie sind sie darauf gekommen, Geräte von Trotec einzusetzen?

Ich kenne den Namen Trotec schon lange. Im persönlichen Gespräch, gerade als es um Oldtimer ging, wurde mir empfohlen, einmal ein Videoskop einzusetzen. Da haben wir gemeinsam einen Oldtimer inspiziert. Von alleine wäre ich gar nicht darauf gekommen. Als ich die Geräte bei der Arbeit kennengelernt habe, war ich sofort von der Technik überzeugt. Trotec hat einen sehr guten Namen, und für die Praxis sind für mich die Pyrometer, Wärmebildkameras, Lufttrockner und das Videoskop nicht mehr wegzudenken. Ich habe eine freie Werkstatt, bin also auch, was den Einsatz an Geräten angeht, nicht an Vorgaben gebunden. Deshalb kann ich selber entscheiden, wenn ich eine Empfehlung bekomme, was ich einsetze. Und natürlich kann man die Geräte nicht nur bei Oldtimern einsetzen. Das Prinzip funktioniert genauso bei neuen Fahrzeugen.

Welchen Tipp können Sie Oldtimer-Freunden geben, damit sie lange Freude an ihren Fahrzeugen haben?

Er sollte regelmäßig einen Blick auf die Technik werfen – zumindest soweit es ihm möglich ist. Zusätzlich sollte er eine Werkstatt kontaktieren. Aber das A und O  ist die Raumklimatisierung.  Ein dauerhaft angemessenes Klima ist gerade für Fahrzeuge, die viel stehen, unerlässlich. Es muss in einem Klima stehen, das den Wert des Fahrzeugs lange erhält. Es gilt: nicht ins Feuchte, und nicht ins Licht. Das bedeutet, das Auto darf nicht unnötig lange dem Sonnenlicht ausgesetzt sein. Das schadet vor allem den Dichtungen. Denn jeder Gummi besteht auch aus Weichmachern, und jeder Gummi altert. Dieser Alterungsprozess, also die Austrocknung, wird durch UV-Einstrahlung beschleunigt.

Herr Ritterbecks, vielen Dank für das aufschlussreiche Gespräch. Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Freude mit den Oldtimern und allzeit gute Fahrt.

Service-Tipp:

Motoren Ritterbecks
Rudolf-Diesel-Straße 17
52525 Heinsberg
02452-3126 und 02452-101322
www.motoren-ritterbecks.de

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