Bei sehr günstigen Thermografiekameras fehlt es oft an Qualität

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Um keine Marktanteile zu verlieren, drängen wettbewerbsseitig zurzeit immer günstigere bildgebende Infrarotsysteme auf den Markt. Darüber, dass diese Entwicklung zwangsläufig Einfluss auf den Aufbau, mögliche Features und die Qualität hat, wird wegen des günstigeren Preises oft gerne hinweggesehen. Denn wenn man die eine oder andere Produkteigenschaft weglässt, ist preislich noch viel Luft nach „unten“ und das ist das schlagende Argument. Dabei wissen die Anbieter, dass die meisten Anwender nicht wissen, welche Geräteeigenschaften auf eine gute Kamera hinweisen. Wir haben den Praxischeck mit zwei Wettbewerbsmodellen gemacht.

Auch im Bereich Thermografie sind die Absatzmärkte hart umkämpft. Heute kommt es vielen nicht auf die Verarbeitung oder die Vielzahl der Funktionen an. Vielmehr sind eine einfache Bedienung und ein günstiger Preis die zentralen Anforderungen der Konsumenten. Das haben natürlich auch die Hersteller gemerkt und deshalb werben einige mit kinderleicht zu bedienenden Thermografiegeräten zum super günstigen Preis. Doch der kommt nicht von ungefähr. Es wird stark an der radiometrischen Detektorauflösung gespart, die laut Schätzungen bei 15 x 15 Pixeln (225 Messpunkte) bzw. max. 30 x 30 Pixeln (900 Messpunkte) liegen. Offizielle Angaben gibt es hier jedoch nicht. Die Trotec-Einsteigerkamera EC020 arbeitet schon mit 80 x 60 Pixeln (4.800 Messpunkte).
„Gerade die Detektorauflösung ist ein wichtiges Maß und ein Qualitätskriterium für eine Thermokamera. Bei weniger Messpunkten ist die Gefahr größer, Fehler zu übersehen, weil Temperaturunterschiede nicht präzise genug dargestellt werden können“, weiß auch Markus Friedrich, Produktmanager im Bereich Messgeräte bei Trotec. „Mit solchen extrem reduzierten „IR-Imagern“ läuft man deshalb schnell Gefahr, eine Fehldiagnose zu stellen.“ Zudem ist der Begriff „IR-Kamera“ nicht geschützt. Manche Hersteller nennen die Geräte aber, um sich abzusichern, „bildgebendes IR-Thermometer“. Ob der Kunde diese begriffliche Unterscheidung überhaupt wahrnimmt, ist eine andere Frage.

Interessenten werden gezielt von fehlenden Informationen abgelenkt

In ihrer Werbung versprechen die Hersteller unter anderem eine 4 Mal höhere Auflösung als beim Vorgängermodell. Die Auflösung des Vorgängermodells wird jedoch im Datenblatt des Gerätes nirgendwo angegeben. Beeindrucken soll einzig und allein die Angabe „4 Mal größer“. Außerdem sei die Bedienung so leicht, dass keine Schulung erforderlich ist. Ein sehr gutes Argument. Denn wenn es schnell gehen kann, will sich niemand einen ganzen Nachmittag in eine Thermografieschulung setzen.

Wir haben Kameras eines Wettbewerbers für Sie in den Bereichen Gebäude-, Elektro- und Industriethermografie getestet und mit unserer EC020 und EC040 verglichen. Mit ernüchterndem Ergebnis.

Gebäudethermografie

V.l.n.r.: Wettbewerbsmodell 100 % Thermografieaufnahme, Wettbewerbsmodell 50 % Thermografie- und 50 % Lichtbildaufnahme überlagert, Trotec EC020, Trotec EC040
V.l.n.r.: Wettbewerbsmodell 100 % Thermografieaufnahme, Wettbewerbsmodell 50 % Thermografie- und 50 % Lichtbildaufnahme überlagert, Trotec EC020 Thermografieaufnahme, Trotec EC040 Thermografieaufnahme

Wie Sie sehen, ist auf den rein thermografischen Aufnahmen des Wettbewerbers im Prinzip nur ein Temperaturunterschied zwischen der Gebäudefassade und der Außenluft festzustellen. Das Haus selber weist nicht wirklich differenzierbare farbliche Unterschiede auf. Somit können hier allein von der Farbgebung her keine mangelhaften Dämmungen oder Ähnliches ermittelt werden. Nur die Hotspot-Erkennung, die sich optional zu- oder abschalten lässt, gibt Aufschluss über den wärmsten Punkt. Doch auch diese Angabe ist nicht verlässlich, da sich das anzeigende Kreuz auf manchen Aufnahmen nicht auf der tatsächlich gemessenen Stelle, sondern neben dem eigentlichen Objekt (z. B. im Geäst eines Baumes neben dem Haus) befindet. Während bei einer Aufnahme, wo 50 Prozent Thermografie- und 50 Prozent Lichtbildaufnahme übereinander gelegt wurden, aufgrund des Kreuzes der Hotspot in der Aufnahme noch erkennbar ist, sieht man bei 100 Prozent Thermografieaufnahme nur noch einen „Fleck“ in unterschiedlichen Rottönen. Hier gibt auch das Kreuz keinen brauchbaren Aufschluss mehr darüber, wo sich genau Mängel in der Dämmschicht befinden.
Bei den Kameras der EC-Serie erkennt man aufgrund der wesentlich höheren Auflösung und detaillierteren Farbverteilung hingegen deutlich konturierte Schwachpunkte, auch wenn die Auflösung der Bilder etwas grob ist.

Elektrothermografie

V.l.n.r.: Wettbewerbsmodell 100 % Thermografieaufnahme, Wettbewerbsmodell 50 % Thermografie- und 50 % Lichtbildaufnahme überlagert, Trotec EC020 Thermografieaufnahme, Trotec EC040 Thermografieaufnahme
V.l.n.r.: Wettbewerbsmodell 100 % Thermografieaufnahme, Wettbewerbsmodell 50 % Thermografie- und 50 % Lichtbildaufnahme überlagert, Trotec EC020 Thermografieaufnahme, Trotec EC040 Thermografieaufnahme

Bei der thermografischen Aufnahme eines Schaltschranks können wir gleich vorwegnehmen, dass auch hier mit 100 Prozent thermografischer Auflösung ein roter Farbklecks entsteht, in dem man keine einzelnen Teile des Schaltschranks mehr erkennen kann. Deshalb lässt sich der wärmste Punkt auch hier, selbst mit eingeschalteter Hotspot-Erkennung, nicht ausreichend genau lokalisieren.
Bei Überlagerung von 50 Prozent Thermografie- und 50 Prozent Lichtbildaufnahme ist der angezeigte Hotspot, je nach Kamera und Entfernung vom Objekt, immer ein wenig versetzt. Obwohl er nicht, wie bei der Gebäudethermografie, plötzlich an einer ganz anderen Stelle ist, können dennoch keine konkreten Aussagen über den Hotspot getroffen werden.
Die Kameras der EC-Serie zeigen auch hier anhand der in gelb und orange leuchtenden, sich von der Umgebung stark abgrenzenden Stellen, deutliche Temperaturunterschiede und lokalisieren somit klar die Hotspots. „Hier gibt es häufig Kritik, man könne auf den Aufnahmen die Umrisse der einzelnen Teile im Schaltschrank nicht deutlich genug erkennen und deshalb die Hotspots auch hier nicht genau genug lokalisieren“, erklärt Diplom-Ingenieur Christoph Thielen, der den Versuch durchgeführt hat. „Aber allein anhand der Kabel, die auf dem Wärmebild deutlich erkennbar sind, kann ich präzise Rückschlüsse ziehen.“

Industriethermografie

V.l.n.r.: Wettbewerbsmodell 100 % Thermografieaufnahme, Wettbewerbsmodell 50 % Thermografie- und 50 % Lichtbildaufnahme überlagert, Trotec EC020, Trotec EC040
V.l.n.r.: Wettbewerbsmodell 100 % Thermografieaufnahme, Wettbewerbsmodell 50 % Thermografie- und 50 % Lichtbildaufnahme überlagert, Trotec EC020 Thermografieaufnahme, Trotec EC040 Thermografieaufnahme

Die thermografische Aufnahme eines Autoreifens und des darüber liegenden Kotflügels macht besonders deutlich, wie ungenau die Kameras des Wettbewerbers sind. Denn selbst mit zugeschalteter Hotspot-Erkennung sollte dieser entweder genau auf dem Reifen oder auf dem Kotflügel sein. Eine genaue Zuordnung ist auch hier nicht möglich. Aufnahmen der EC040 zeigen aber deutlich die eigentliche heiße Stelle, nämlich die Bremsen des Fahrzeugs.

Fazit:

Wenn Sie eine richtige Thermografiekamera haben möchten, dann sparen Sie nicht an der falschen Stelle. Die meisten günstigen Produkte liefern Ihnen nur bunte Bilder ohne verwertbare Informationen. Unsere Thermografiekameras EC020 und EC040 sind trotz ihrer Genauigkeit sehr günstig, liefern aber stichhaltige Ergebnisse. Als Einsteigerkameras eignen sie sich daher gleichermaßen gut für erste Schritte auf dem Gebiet der Wärmebilddiagnostik.
Wenn Sie sich für eine Wärmebildkamera interessieren, beraten wir Sie gerne. Sprechen Sie uns einfach an!

One thought to “Bei sehr günstigen Thermografiekameras fehlt es oft an Qualität”

  1. Vielen Dank für diesen Beitrag zum Thema Elektrothermographie. Ich suche einen Elektrothermografen. Interessant, dass bei einer Überlagerung von 50 Prozent Thermografie- und 50 Prozent Lichtbildaufnahme der angezeigte Hotspot, je nach Kamera und Entfernung vom Objekt, immer ein wenig versetzt ist.

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